Nachdem Kiva im Juni 2009 die Vergabe von Mikrodarlehen an Kleinunternehmer in den USA über seine Internetplattform ermöglicht hatte, kam es zu intensiven Diskussionen in der weltweiten Unterstützergemeinde. Die Kivaunterstützer sahen u.a. ein Konflikt mit der eigentlichen Mission von Kiva – mittels Mikrodarlehen Armut zu bekämpfen. Der Stab von Kiva hat die Stimmen aus der Internetgemeinde ernst genommen und in einem offenen Brief angekündigt, die Auswirkungen der Vergabe von US-Darlehen auf möglichen negativen Nebeneffekte hin zu untersuchen. Im letzten Community Conference Call, am 15. Juli 2009, wurden die Ergebnisse vorgestellt und am 24. Juli 2009 hat sich Kiva zu seiner weiteren Verfahrensweise positioniert.

Basierend auf den statistischen Ergebnissen und unter Einbeziehung der Meinungen aus dem Forum von kivafriends.org, E-Mails, Briefen, dem Community Conference Call, den Nachrichten in den Lending Teams und Diskussionen in Weblogs hat Kiva drei wesentliche Dinge entschieden.

  1. Basierend auf dem überwältigenden Zuspruch, dass Kiva den Unterstützern immer die Wahl lässt, sollte Kiva ebenfalls weiterhin den Unterstützern die Wahl lassen, Geld in US-Darlehen zu investieren.
  2. Kiva wird sich nach den Unmengen an Feedback bzgl. des Themas „Armut in den USA“ künftig mit seinen Field Partnern zusammensetzen, um dieses Feedback mit ihnen gemeinsam durchzugehen. Damit soll gewähleistet werden, dass künftig Darlehen veröffentlicht werden, die eher Kivas Anspruch – den Weg aus der Armut zu ermöglichen – gerecht werden.
  3. Sofern künftig Möglichkeiten für eine weitere Expansion in den USA in Betracht gezogen werden, wird Kiva vorsichtig vorangehen und das Feedback der Unterstützergemeinde im Hinterkopf behalten.

Nachfolgend ein paar nähere Informationen, welche zu der Entscheidung beigetragen haben.

Kiva setzt sich jedes Jahr Ziele, an deren Erreichung gearbeitet wird. Für 2009 sollen so u.a. 30 neue Field Partner und 6 neue Länder für eine Unterstützung gefunden werden. Darüber hinaus soll die Gesamtdarlehenssumme von 60 Millionen US-Dollar erreicht werden.
Mit den USA ist also ein neues Land und mit ACCION USA und dem Opportunity Fund sind zwei neue Field Partner im Juni 2009 dazugekommen. Es wurden im Juni 39 Darlehen in den USA mit einem Gesamtwert von 224.775 US-Dollar vergeben, d.h. im Durchschnitt 5.763 US-Dollar. Alle Darlehen waren nach 18 Tagen vollständig finanziert.

Folgende Informationen ließen sich aus den erhobenen Daten ableiten:

1. Die Meinungen über das US-Pilotprojekt sind in der Unterstützergemeinde gespalten.
In der Umfrage bezüglich der Befürwortung der Vergabe von Darlehen an US-Bürger haben 48% mit „JA“ und „44%“ mit „NEIN“ gestimmt. Der Rest war sich unschlüssig.

2. Das US-Pilotprojekt hat mehr „neues Geld“ angezogen.
Wenn man die US-Darlehen herausrechnet, wurde im Juni mit 4.682.025 US-Dollar eine Monatsgesamtsumme über Kiva an Entwicklungsländer in Darlahensform ausgereicht. Das ist ein Rekord. Gleichzeitig lagen die täglichen Einzahlungen im Juni mit durchschnittlich 60.800 US-Dollar um 18 % über dem Durchschnitt der Vormonate.

3. Das US-Pilotprojekt hat zu einer erhöhten Anmelderate neuer Nutzer geführt.
In den Vormonaten haben sich durchschnittlich 479 neue Nutzer pro Tag angemeldet. Allein an den beiden Tagen der Bekanntgabe des US-Pilotprojektes (10. und 11. Juni 2009) durch Kiva haben sich 4.795 neue Nutzer angemeldet.

4. Das US-Pilotprojekt hat neue Darlehensgeber für alle Länder gewonnen.
Von den 4.795 neuen Nutzern haben in den folgenden 30 Tagen 72% auch in Darlehen in Entwicklungsländern investiert.

5. US-fokussierte Darlehensgeber haben auch in anderen Ländern investiert.
854 neue Nutzer vergaben ihr erstes Darlehen an einen Kleinunternehmer in den USA. Von diesen Nutzern haben immerhin 26% in den folgenden 30 Tagen auch an Kreditnehmer in Ländern der Dritten Welt Darlehen ausgereicht.

6. Die „Kiva-Hauptunterstützer“ haben weiterhin mehr verliehen.
Als Kiva-Hauptunterstützer gelten Personen die monatlich regelmäßig mindestens 100 Dollar in Darlehen investieren und das seit mindestens 6 Monaten. Unter den 1.487 Kiva-Hauptunterstützern stieg im JUni 2009 die monatlich verliehene Summe auf durchschnittlich ca. 515 US-Dollar pro Kiva-Hauptunterstützer an.

7. Die Spendenrate ist weiterhin stabil.
Der monatliche Anteil an Spenden ist Schwankungen unterworfen. Im Juni 2009 wurde mit 6,41% (in Bezug auf die Darlehenssummen) leicht mehr gespendet als im Monat zuvor.

8. Die Rate für das Sammeln für US-Darlehen liegt leicht über dem Durchschnitt.
An US-Darlehen wurde ca. alle 1 Minute und 30 Sekunden ein US-Dollar vergeben. Damit liegen US-Darlehen im vorderen Drittel aller unterstützten Länder. Darlehen für Kleinunternehmer in Moldawien oder der Demokratischen Republik Kongo werden beispeilsweise noch schneller gesammelt.

Die Daten und weitere Informationen können hier im Blogartikel von Kiva oder direkt bei slideshare eingesehen werden.

Kiva wird zudem weiterhin die Auswirkungen der US-Darlehen protokollieren  – ebenso wie das Feedback der Unterstützergemeinde. Zu letzterem fordert Kiva auch aktiv auf und erinnert gleichzeitig an den respektvollen Umgang in diesem Prozess. Insbesondere wenn sich Meinungen unterscheiden, sollte sich jeder ins Gedächtnis rufen, dass alle Beteiligten sich dem Ziel verschrieben haben, Armut zu lindern.