Liebe Kivianer,

Heute möchte ich aus aktuellem Anlass in die generelle Diskussion um Finanzierung von Mikrokrediten durch Online Plattformen wie Kiva einsteigen.

„Online-Plattformen wie Facebook oder eBay beeinflussen unsere Interaktion mit der Umwelt. So verwundert es nicht, dass Online-Philantrophie die Art und Weise verändert, wie und wo wir Gutes tun.“ So beginnt der vor kurzem von CGAP veröffentlichte Artikel „Raising Funds Online“, der über die gleichnamige Studie berichtet und in den letzten Wochen für Aufsehen in der Mikrofinanzgemeinde gesorgt hat.

CGAP ist ein Think Tank verschiedener internationaler Organisationen, angeschlossen an die Weltbank, der in den letzten Jahren Forschung und Praxis im Bereich Mikrofinance maßgeblich beeinflusst hat (www.cgap.org).

Mittlerweile wird ein stetig wachsender Anteil an Krediten weltweit durch Mittel finanziert, die über das Internet gesammelt werden, eine Entwicklung, die Kiva mitbegründet hat.

Diese Tatsache hat CGAP auch zu seiner Studie veranlasst, die in erster Linie Mikrofinanzinstituten (MFIs) vor Ort Kriterien an die Hand gibt, was sie bei der Auswahl von möglichen Kooperationspartner wie Kiva beachten sollten.

Gerade internationale Akteure wie Entwicklungsbanken zeigten sich bisher kritisch zum Thema P2P Microlending und bezweifelten vor allem die Nachhaltigkeit von Modellen wie Kiva. Die Studie, dessen Grundtenor durchaus positiv ist, könnte so zu einem Paradigmenwechsel in der internationalen Gemeinschaft und bei MFIs selbst führen, was die Akzeptanz von Online Plattformen zur Refinanzierung von Mikrokrediten anbetrifft.

Daher möchte ich die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Folgenden kurz zusammenfassen:

Online Plattformen sind in der Lage MFIs und damit Kleinkreditnehmern in kürzester Zeit substantielle Mittel zur Finanzierung bereitstellen. Zudem bieten sie großteils günstigere Konditionen als andere Finanzierungsquellen (Kapitalmarkt, Entwicklungsbanken, etc.). Außerdem steigern sie den Bekanntheitsgrad des MFIs in der Öffentlichkeit.

Aus diesem Grund sehen viele MFIs Online Plattformen vor allem als Marketinginstrument und erst in zweiter Linie als Refinanzierungsquelle.

Aufgrund der wachsenden Anzahl von Online Plattformen rät CGAP den MFIs Online Plattformen durchaus als ernsthafte zukünftige Finanzierungsquelle in Betracht zu ziehen. Hierzu werden den MFIs ein paar wichtige Faktoren zur Hand gegeben, die bei der Auswahl beachtet werden sollten:

  1. Welche Plattform bietet flexibel die nötigen Mittel in dem Zeitrahmen, für den sie gebraucht werden? Welche zusätzliche Unterstützung wird geleistet?
  2. In welcher Währung werden die Mittel zur Verfügung gestellt und wer trägt das Währungsrisiko? Wie hoch sind die Kosten hierfür?
  3. Welche reporting Anforderungen werden von der Online Plattform gestellt? Welche technischen Systeme/ Software werden hierzu benötigt?
  4. Wie hoch ist das Risiko für plötzliche und unvorhersagbare Änderungen in der Finanzierung und wie kann das MFI damit umgehen?
  5. Wie sehen die traditionelleren Investoren der jeweiligen MFIs eine zusätzliche Finanzierung über Online Plattformen?
  6. Welche Anforderungen müssen bezüglich der Privatsphäre und des Datenschutzes der Kreditnehmer beachtet werden, wenn ihre Profile online gestellt werden?
  7. Wie kann das MFI die Online Plattform und ihre Mittelherkunft überprüfen, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern?

Es überrascht nicht, dass Kiva – als Pionier und erfahrungsreichste Online Plattform – hier in den meisten Punkten seiner Konkurrenz weit voraus ist.

Abschließend plädiert der Artikel nochmals dafür, dass MFIs aufgrund der wachsenden Möglichkeiten, Plattformen wie Kiva ernsthaft als zukünftige Finanzierungsform in Betracht ziehen sollten und nicht nur aus Marketingüberlegungen.

Da die Studien von CGAP in der Mikrofinanzwelt und vor allem auch bei den MFIs generell große Aufmerksamkeit und Zuspruch finden, ist davon auszugehen, dass die Finanzierung durch Online Plattformen (die, wie gesagt, bisher von vielen kritisch beurteilt wurde) hierdurch allgemeine Akzeptanz findet. Dies dürfte dem gesamten Sektor und seinem „Marktführer“ Kiva zu weiterem Wachstum verhelfen.

Die Ergebnisse der Studie können unter http://www.cgap.org/p/site/c/template.rc/1.26.5301/ eingesehen werden.