Kiva wird ab sofort den Field Partners die Möglichkeit anbieten, einen Teil der Verluste aus Abwertungen von örtlichen Währungen in schwierigen Fällen auf die Kiva-Unterstützer zu übertragen. Diese Abwertungen wirken sich beim Umstausch von US-Dollar in die Währungen der Entwicklungsländer und umgekehrt negativ auf die Field Partners aus.
Einen ausführlichen Beitrag dazu findet man im Blog von Kiva. Kiva erklärt darin auf verständliche Art und Weise, wo das Problem von Wechselkursrisiken bei Kiva-Darlehen liegt und welche Lösung sie sich dafür überlegt haben.
Ich habe den Beitrag nachfolgend ins Deutsche übersetzt. So kann sich jeder ein besseres Bild von den künftigen Veränderungen bei der Rückzahlung von Kiva-Darlehen machen.

Neue Zusatzoption bei Kiva: Schutz vor Währungsrisiken

(engl. Originaltext von Gerard Niemira, 24.06.2009)

Wir arbeiten permanent und intensiv an der Verbesserung der Kiva-Webseite – für Darlehensgeber, welche die Seite nutzen, um Geld an Kleinunternehmer zu verleihen, für Kleinunternehmer, deren Darlehen bei Kiva gesammelt werden und für die Mikrofinanzinstitute mit denen Kiva zusammenarbeitet, welche die Darlehen in der Fläche betreuen (Field Partners).

Eine Verbesserung, an welcher wir seit einiger Zeit arbeiten, bezieht sich auf die Art und Weise mit der Kiva-Darlehen durch Schwankungen ausländischer Währungen beeinflusst werden. Fremdwährungen haben einen signifikanten Einfluss auf unsere Field Partners, und wir sind glücklich, eine Lösung gefunden zu haben, von welcher wir denken, dass sie das Problem effektiv angehen wird.

Die heutige Situation in Hinblick auf ausländische Währungen

Kiva Darlehen werden in US-Dollar gesammelt.

Nehmen wir das Beispiel eines Schweinezüchters in Vietnam, dessen Darlehen durch einen von Kivas Field Partners, TYM Fund, betreut wird. Wenn ein Kiva Unterstützer 25 US-Dollar an den Schweinezüchter verleiht, sendet Kiva 25 US-Dollar an den TYM Fund, der das Darlehen dann an den Schweinezüchter ausreicht. Wenn der TYM Fund auf der Kiva-Webseite mitteilt, das eine Rückzahlung beim Schweinezüchterdarlehen getätigt wurde, sendet der TYM Fund die Rückzahlung ebenfalls in US-Dollar an Kiva. Kiva reicht die Rückzahlung dann weiter an die Kivaunterstützer, ebenfalls wieder in US-Dollar.

Das Problem an der Sache ist: Der Schweinezüchter erhält das Darlehen vom TYM Fund nicht in US-Dollar. Er erhält Dongs, die vietnamesische Währung.

Demzufolge muss an einer Stelle in dem Prozess ein Währungsumtausch stattfinden. Für alle Field Partners, die keine US-Dollar ausreichen, findet der Umtausch statt, nachdem sie das Geld von Kiva erhalten haben und bevor sie das Darlehen an den Darlehensnehmer ausreichen. Also im Fall des vietnamesischen Schweinezüchters erhält der TYM Fund die Darlehenssumme von Kiva in US-Dollar, tauscht dann die US-Dollar gegen Dongs bei einer örtlichen Bank in Vietnam um und reicht das Dalehen dann an den Schweinezüchter aus. Wenn der Schweinezüchter Rückzahlungen an den TYM Fund geleistet hat, tauscht der TYM Fund die rückgezahlten Dongs in US-Dollar um, bevor die Rückzahlungen an Kiva gesendet und dann an die Kiva-Unterstützer verteilt werden, die das Schweinezüchterdarlehen zur Verfügung gestellt haben.

Das Problem mit den ausländischen Währungen

Das Problem tritt auf, wenn der Wert der örtlichen Währung, in unserem Fall des vietnamesischen Dongs, schwankt. Beispiel: Wenn das Kiva Darlehen den TYM Fund erreicht, tauschen sie die US-Dollar gegen vietnamesische Dongs zu einem Kurs von 1 US-Dollar für 17.000 vietnamesische Dongs. Eines Tages tauschen sie dann wieder im Rahmen einer Rückzahlung die vietnamesischen Dongs in US-Dollar ein und senden das Geld zurück an Kiva, aber es kann sein, dass 1 US-Dollar nur noch 16.000 vietnamesische Dongs getauscht wird.

Währungsschwankungen können nach oben und nach unten gehen, was bedeutet, dass örtliche Währungen im Vergleich zum US-Dollar seitens Wertes ansteigen oder abfallen können, was wiederum von der globalen Wirtschaftslage abhängt. Währung können im kleinen wie im großen Maße schwanken. Wenn eine Währung allerdings einer massiven Abwertung gegenüber dem US-Dollar unterliegt, führt das für den Field Partner zu einem Problem, da er US-Dollar an Kiva zahlen muss, obwohl er für die örtliche Währung nicht mehr die Menge US-Dollar tauschen kann, die er einst von Kiva erhalten hat. Wenn so eine massive Abwertung der örtlichen Währung stattfindet, muss gegenwärtig der Field Parnter die entstandene Differenz aus eigenen Mitteln aufbringen. Wir nennen das ausländisches Währungsrisiko oder Wechselkursrisiko.

Allein in 2008 hat der Druck der Wirtschaftskrise in den USA bei vielen Währungen in Schwellenländer zu einer Abwertung geführt. Beispiel: Die größte US-Dollar-Abwertung über einen Zeitraum von 4 Monaten in 2008 war mit 39% in der Ukraine spürbar. Andere Länder wie Indonesien, Mexico, Kenia, Pakistan, Bosnien Herzegowina, Bulgarien, Uganda und Paraguay haben 4-Monats-Abwertungen von mehr als 20% erlebt.

Die Annahme und Rückzahlung von US-Dollar beinhaltet dieses Risiko. Konfrontiert mit diesem Risiko, erhöhen einige der Mikrofinanzinstitute ihre Zinssätze, um Verluste auszugleichen, oder sie entscheiden sich sogar dazu, überhaupt nicht mit Kiva zusammmen zu arbeiten.

Kivas Lösung für die ausländischen Währungen

Kivas Mikrofinanz-Partnerschafts-Team und das Entwickler-Team haben seit Monaten an einem Werkzeug gearbeitet, welches das ausländische Währungsrisiko im Fall einer massiven, örtlichen Abwertung der Währung unter den Field Partners und den Kiva-Unterstützern aufteilt.
Die neue Zusatzoption funktioniert so, dass sie das ausländische Währungsrisiko für Field Partners auf eine Abwertung von 20% begrenzt. Wenn also der vietnamesische Dong in der Zeit, nachdem der TYM Fund das Geld von Kiva erhalten hat und bis sie eine Rückzahlung tätigen, 10%, 15% oder 20% an Wert gegenüber dem US-Dollar verliert, muss dieser Differenzbetrag durch den TYM Fund getragen werden. Erst wenn die örtliche Währung mehr als 20% an Wert verliert, werden die Kosten dafür mit den Kiva-Unterstützern geteilt.

Wenn die örtliche Währung mehr als 20% an Wert verliert, werden nur die Kosten ÜBER die 20% hinaus durch die Kiva-Unterstützer getragen.

Also, wenn ein Kiva-Unterstützer ein 25 US-Dollar Darlehen an den Schweinefarmer in Vietnam gibt, der Vietnamesische Dong jedoch bis zur Rückzahlung um 21% abgewertet wurde, muss der TYM Fund die fehlenden 20% aufbringen und der Kiva-Unterstützer wird nur 99% seines Darlehenswertes zurückerhalten. Wenn der vietnamesische Dong um 30% abgewertet wurde, bringt der TYM Fund ebenfalls die fehlenden 20% auf, aber der Kiva-Unterstützer erhält nur 90% seines Darlehenswertes zurück, weil er die Kosten für die zusätzlichen 10% Abwertung trägt.

Warum haben wir uns für diese Lösung entschieden?

Währungen schwanken täglich untereinander. Die meisten Währungsschwankungen können durch die Kiva Field Partners selbst getragen werden. Es ist das Risiko einer massiven Währungsabwertung, welches die größte Gefahr für die Kiva Field Partners darstellt. Durch die Begrenzung des Währungsrisikos für Kivas Field Partners geben wir ihnen eine bessere Möglichkeit ihr Risiko zu kontrollieren. Wenn die Field Partners die Sicherheit haben, dass ihre maximalen Kosten für Währungsabwertungen bei 20% liegen, haben sie eine harten Fakt, den sie in ihre Budgetierung einfließen lassen können.

Durch die Übertragung von zusätzlichen Kosten der Abwertung ausländischer Währung auf die Kiva-Unterstützer hält Kiva diese zusätzlichen Kosten außerhalb des Kiva-Budgets, welches mehrheitlich durch die Spenden der Kiva-Unterstützer zusammenkommt, so dass der Grad von Kivas Wirtschaftlichkeit hoch bleibt. Durch die Verteilung der Kosten auf viele Kiva-Unterstützer verringern wir den Einfluss einer massiven Währungsabwertung auf alle Beteiligten. Genauso haben Kiva-Unterstützer die Mögichkeit, ihr Portfolio so zu verändern bzw. zu gestalten, dass sie sich selbst einem minimalen Wahrungsabwertungsrisiko aussetzen.

Im Endeffekt hoffen wir, dass die Einführung dieser Zusatzoption:
– den Field Partners helfen wird, ihre Zinsen niedrig zu halten,
– es Mikrofinanzinstituten, die Schwierigkeiten mit der Annahme und Rückzahlung von US-Dollars haben, die Zusammenarbeit mit Kiva ermöglicht,
– das Risiko von Darlehensausfällen durch katastrophale Währungsabwertungen reduziert.

Was passiert jetzt?

Diese neue Erweiterung wird heute abend (24.06.2009) an den Start gehen. Das heisst aber nicht, das jedes Darlehen jetzt automatisch das Risiko einer Währungsabwertung über 20% auf die Darlehensgeber abwälzt.

  1. Die Kiva Field Partners haben jetzt die Möglichkeit, diese Zusatzoption anzuwählen. Sie können sich dafür entscheiden, alle Wechselkursrisiken selbst zu tragen oder durch die Auswahl dieser Zusatzoption das Risiko der Währungsabwertung über 20% auf die Kiva-Unterstützer zu übertragen.
  2. Sie können feststellen, welche Darlehen diese Zusatzoption beinhalten. Auf der Unternehmensseite des Kleinunternehmers finden Sie auf der rechten Seite unter „About the country“ (Über das Land) einen Bereich „Currency Risk“ (Währungsrisiko), welcher drei Zustände haben kann.
    • Covered (abgedeckt) – wenn der Field Partner die Aufteilung des Risikos NICHT gewählt hat
    • Possible (möglich) – wenn der Field Partner die Aufteilung des Risikos nutzen möchte
    • N/A – der Field Partner reicht keine Darlehen in örtlicher Währung sondern in US-Dollar aus
  3. Wenn ein Field Partner diese Zusatzoption gewählt hat, wird das ausländische Währungsrisiko mit den Kiva-Unterstützern nur für alle NEUEN Darlehen geteilt. Alle Darlehen, die bereits auf der Kiva-Webseite hinzugefügt wurden – egal ob sie schon finanziert wurden, im Moment finanziert werden noch finanziert werden müssen – setzen Kiva-Unterstützer nicht dem Risiko aus Geld durch Währungsverluste zu verlieren. Sie haben also immer die Wahl, ob Sie in Darlehen investieren, bei denen die Möglichkeit einer Währungsabwertung über 20% besteht.

Für weitere Informationen, besuchen Sie die Kiva Hilfe Seiten.