Wer in den letzten 14 Tagen die Webseite von Kiva besucht hat, um dort in Projekte zu investieren, wird sich sicher fragen, warum häufig keine neuen Projekte mehr verfügbar sind bzw. sie sehr schnell finanziert sind.

Im Blog von Kiva wird im Beitrag vom 17. September von Fiona Ramsey (Kiva Office) die Situation sehr gut begründet. Hier nun die deutsche (sinngemäße) Zusammenfassung:

Es kommen bei der gegenwärtigen Situation mehrere Faktoren zusammen.

Zum einen hat Kiva seine Verfahrensweise bzgl. der Verfügung über die Rückzahlungen aus den Projektdahrlehen geändert. Man kann nun bereits über die Teilrückzahlungen verfügen und muss dafür nicht mehr bis zum Ende der Rückzahlungsfrist warten. Damit stehen für jeden zeitnaher wieder Investitionsmittel zur Verfügung, es kann schneller in neue Darlehen investiert werden und somit auch in eine größere Anzahl parallel. Demzufolge sind bei über 300.000 Unterstützern die wenigen Darlehen pro Tag schnell „vergriffen“.

Zum anderen haben die gegenwärtig 89 Field Partner, welche für Kiva die Finanzierungen und Projekte vor Ort betreuen, eine Maximalgrenze an Geldmitteln, die sie pro Monat über Kiva sammeln dürfen. Die Summe hängt von der vergangenen und gegenwärtigen Prospektpüfung durch Kiva ab. Diese schließt bzgl. der Field Partner den Blick auf deren aktuellen Darlehensbestände und verfügbaren Mittel, deren Fähigkeit und Wunsch zu expandieren, deren gegenwärtiges Fremdkapital (Einlagen) unabhängig von Kiva und ihren Personalbestand mit ein. Daraufhin wird ein Deckelbetrag festgelegt, mit dem sich Field Partner und Kiva wohlfühlen und der eine voraussehbare und stabile Partnerschaft und Zusammenarbeit gewährleistet.

Somit haben wir auf der einen Seite viele, freie Mittel und auf der anderen Seite eine Begrenzung bei den Projekten. Daraus ergibt sich der zur Zeit wahrnehmbare Engpass.

Die Tatsache, dass Kiva die Darlehen nur so aus den Händen gerissen werden (teilweise in unter einer Minute nach ihre Freigabe), wird auch euphorisch von den Field Partnern aufgenommen. Dass der Monatsbestand eines Field Partner an Darlehen binnen einer Woche finanziert ist, setzt ein sehr positives Zeichen. Es stärkt die Hoffnung auf anhaltende Unterstützung der Projekte und ermutigt und motiviert die Field Partner weiterzumachen.

Es ist unklar, ob und wann sich die aktuelle Engpasssituation ändern bzw. erholen wird. Die Lage wird von Kiva im Auge behalten. Letztlich ist sie aber auch ein Resultat einer Webseite, die viel Transparenz bzgl. der Finanzierungprozesse schafft, was bei den Unterstützern starken Zuspruch findet.

Ich hoffe, der Artikel schafft etwas mehr Klarheit und Verständnis bzgl. der Situation von Kiva.

Abschließendes Zitat aus dem originalen Blog-Artikel – weil es so schön ist:

„[…] Was wir wirklich wissen, ist, dass da 89 Mikrofinanzinstitute in der Welt Euren Ruf der Unterstützung hören – und das ist eine großartige Sache.“

Gruß … Karsten

UPDATE vom 24.12.2008: Inzwischen hat sich die Situation wieder erholt und es stehen reichlich Projekte zur Auswahl.